„Vom Zucker und von toten Fischen im Braunschweiger Land“ – so lautet der Titel eines Seminarfaches an der Raabeschule. Dahinter verbirgt sich neben der Einführung in wissenschaftliche Denk- und Arbeitsweisen die Auseinandersetzung mit Wilhelm Raabe. So hatten die in Jahrgang 12 verfassten Facharbeiten sämtlich einen Bezug zum Namensgeber unserer Schule.
Hannah Geiger, Jule Bierkandt und Emma Kröpke wurden am 15.09.2023 im Rahmen der wissenschaftlichen Tagung der Internationalen Raabe-Gesellschaft e.V. mit Preisen der Gerd und Irmela Biegel Stiftung ausgezeichnet. Der Präsident der Raabe-Gesellschaft Prof. Dr. h.c. Gerd Biegel lobte die Raabeschülerinnen sehr herzlich und überreichte Urkunden und Preise. Auch Studierende der TU Braunschweig erhielten Preise. Sie hatten an einem Essaywettbewerb zu Raabe teilgenommen.
Der Ausgangspunkt für den Unterricht war Raabes Erzählung „Pfisters Mühle“ von 1884. Dieses Büchlein gilt zum einen als erster Umweltroman der deutschen Literatur – auch wenn Raabe selbst dies so vielleicht gar nicht beabsichtigt haben mag – zum anderen zeigt es die gesellschaftlichen Veränderungen durch die industriellen Errungenschaften seiner Zeit. Raabes Erzählung spielt in einem nicht genau benannten Ort, der sich als Braunschweig lesen lässt. Insofern konnten sich die Schülerinnen und Schüler im Rahmen des Seminarfaches auch vor Ort auf die Spuren Raabes und seiner Erzählung begeben. Die Auswahl von „Pfisters Mühle“ als Gegenstand der Auseinandersetzung ermöglichte den Schülerinnen und Schülern eine Beschäftigung mit Raabe aus verschiedenen Perspektiven.
Hannah Geiger begab sich mit ihrer Facharbeit „Auf Adam Asches Spuren“, so der Titel ihrer Arbeit. Der Untertitel konkretisiert die naturwissenschaftliche Ausrichtung: „Analyse und Beurteilung von Gewässern“. Für ihre Facharbeit unternahm Hannah Ausflüge an und in die winterkalte Wabe und entnahm dort Wasserproben. Sie setze sich mit den analytischen Methoden zur Zeit Raabes und seiner literarischen Figuren auseinander und verglich ihr heutiges analytisches Vorgehen mit dem Vorgehen der damaligen Zeit. Ihre Facharbeit verknüpft auf beeindruckende Weise eine historisch-literarische Perspektive mit einem naturwissenschaftlichen Ansatz.
Auch Jule Bierkandt verknüpfte die natur- und literaturwissenschaftliche sowie die regionalgeschichtliche Perspektive und verfasste ihre Facharbeit unter dem Titel „Wilhelm Raabe und der Braunschweiger Zucker“. Für ihre Facharbeit setze sich Jule mit der Geschichte Braunschweigs als Zuckerstandort auseinander und setzte den Fokus auf die Auswirkungen auf Braunschweigs Gewässer. Hierzu führte sie auch Interviews mit Mitarbeitenden des NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz). Auch ihre Facharbeit verknüpft auf sehr gelungene Weise eine historisch-literarische Perspektive mit einem naturwissenschaftlichen Ansatz.
Emma Kröpke nahm ausgehend von der Beschäftigung mit „Pfisters Mühle“ das Thema Konsum in den Blick und richtete ihre Facharbeit thematisch stärker in eine gesellschaftswissenschaftliche Richtung aus. Der Titel ihrer Facharbeit lautet: „Von Auswirkungen des heutigen Fleischkonsums bis Zuckerlust zu Raabes Zeiten“. In ihrer Facharbeit betrachtet Emma die gesellschaftskritischen Ansätze Wilhelm Raabes in Bezug auf den Zuckerkonsum und verknüpft sie kreativ mit der heutigen Welt. Ihre Facharbeit verbindet auf sehr gelungene Weise eine literarische Perspektive mit einem gesellschaftskritischen Ansatz.
Als unterrichtende Lehrkraft hat mir die Arbeit mit den Schülerinnen und Schülern zu diesem Thema viel Freude gemacht. Ich möchte mich beim Präsidenten der Internationalen Raabe-Gesellschaft e.V. Herrn Prof. Dr. h.c. Gerd Biegel ganz herzlich dafür bedanken, dass die Arbeiten der Schülerinnen eine solche Würdigung erfahren haben.
Nele Rahlf
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Nach der Preisverleihung vor dem Institut für Braunschweigische Regionalgeschichte von rechts nach links:
Prof. Dr. h.c. Gerd Biegel (Präsident der Internationalen Raabe-Gesellschaft), Nele Rahlf, Hannah Geiger, Tanja Tripp, Emma Kröpke, Silke Pape, Verena Ullmann (Lehrbeauftragte TU Brauschweig), die Studentinnen Bianca Mach, Lina Burgdorf und Lara Jortzick, hinten links Prof. Dr. Andreas Blödorn (Universität Münster) und Jun. Prof. Dr. Lena Wetenkamp (Universität Trier)
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Während der Preisverleihung