Raabeblog: Abitur nach 12 Jahren – Fluch oder Segen?

Im März 2007 wurde in Niedersachsen das Abitur nach nur 12 Jahren (G8) eingeführt. Mit der Verkürzung der Schulzeit um 1 Jahr wollten die Politiker erreichen, dass die Abiturienten früher auf den Arbeitsmarkt kommen und somit auch früher Steuern und Sozialabgaben zahlen müssen. Die Politiker hofften, so den Folgen einer ständig älter werdenden Gesellschaft entgegen zu wirken.

Doch das ist nicht gelungen. Das Gegenteil ist eingetreten. Die höhere Stundenzahl und der umfangreiche Lehrplan führten dazu, dass Schüler nur sehr wenig oder gar keine Freizeit mehr hatten. Der hohe Leistungsdruck führte bei immer mehr Gymnasiasten zu psychischen Erkrankungen. Ein normales Familienleben ohne das Thema „Schule“ gab es nur selten. Da während der Schule wenig Zeit zum Nachdenken war, machten viele Schüler nach dem Abitur ein freiwilliges soziales Jahr oder reisten durch die Welt auf der Suche nach sich selbst.

Schließlich gab die Politik dem Drängen der Eltern, Schüler und Lehrer nach. Das G8-Abitur wurde wieder abgeschafft. Ab Einschulungsjahrgang 2008 wurde das Abitur nach 13 Schuljahren wieder eingeführt

Aber was bedeutet das für den jetzigen 10. Jahrgang, der 2019 als letzter Jahrgang das Abitur nach 12 Jahren macht?

Auf den Schülern des jetzigen 10. Jahrgangs lastet ein enormer Erfolgsdruck. Sie müssen es schaffen! Es gibt keine vergleichbaren Wiederholungsmöglichkeiten, da es 2020 keinen Abiturjahrgang geben wird. Bestenfalls gibt es eine „Sammelklasse“ auf einer anderen Schule, mit eingeschränkter Profilwahl. Viele Schüler haben deshalb Versagensängste oder Angst vor krankheitsbedingtem Ausfall.

Eigentlich gibt es nur ein Motto „Augen zu und durch“!

Julia (10G3)