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MOSAiC Expedition: Sechs Wochen auf einem russischen Eisbrecher in der zentralen Arktis

MOSAiC steht für „Multidisciplinary Drifting Observatory for the Study of Arctic Climate“ und hat sich als Ziel gesetzt, die Arktis als Epizentrum der globalen Erwärmung genauer zu betrachten und grundlegende Erkenntnisse zu gewinnen, die für ein besseres Verständnis des globalen Klimawandels von entscheidender Bedeutung sind. Dafür lässt sich das deutsche Forschungsschiff Polarstern für ein Jahr im Meereis einfrieren und erdriften, um so ganzjährige Daten auf verschiedensten Disziplinen zu sammeln (mosaic-xpedition.org).

Ich habe die großartige Möglichkeit bekommen, an der MOSAiC School 2019 teilzunehmen und somit die größte Arktis-Expedition unserer Zeit im ersten Fahrtabschnitt zu begleiten. In Tromsø traf ich das erste Mal auf die anderen 19 jungen Wissenschaftler aus 12 Nationen, um das Eis zu brechen, bevor wir auf einem russischen Eisbrecher in das Meereis der zentralen Arktis reisen würden. Einige von uns sind 36 Stunden aus Tasmanien angereist, andere haben eine dreitägige Zugreise aus allen Ecken Europas auf sich genommen (#traintotromsø), um ein Zeichen gegen den Klimawandel zu setzen. Auch unser Fahrtleiter Thomas Krumpen und der MOSAiC Koordinator Markus Rex kamen zu dem kleinen Treffen und brachten die Nordlichter gleich mit!

Für die nächsten 6 Wochen würden wir die „Akdemik Fedorov“ unser Zuhause nennen und der Polarstern in die Arktis folgen, um dort das sogenannte „Distributed Network“ aufzubauen — ein Netzwerk aus Messstationen auf Eisschollen, die die Polarstern in einem Radius von bis zu 50 Kilometern umgeben.

Natürlich ist das Leben auf einem Schiff ganz anders als unser normales Leben. Aber doch schienen wir uns schnell an das russische Essen, die wankenden Flure, den geringen Grad an Privatsphäre und die Abgeschiedenheit zu gewöhnen. Um uns fit zu halten erklärten sich einige Expeditionsteilnehmer bereit Sportkurse anzubieten und so konnten wir täglich Yoga machen, Martial Arts lernen oder uns beim CrossFit bei kalten Temperaturen auf dem Deck und mit Ausblick auf das Meereis auspowern. Außerdem ermöglichte die MOSAiC School uns durch Vorträge, Workshops und Projekte in Kontakt mit einigen der renommiertsten Wissenschaftler auf unseren Gebieten zu treten.

Nach 5 Tagen des Transits — von Tromsø durch Fjorde zur Barentssee, über die Kara- und Laptewsee und dann in Richtung Norden in den Zentralen Arktischen Ozean — erreichten wir die Meereisgrenze bei 81°N um 4 Uhr in der Nacht. Glückliche Schreie hallten den Kooridor entlang, während jemand an alle Kabinentüren klopfte, um Bescheid zu geben. Viele blieben einfach liegen, andere sprangen mit ihren Pyjamas in die Polaranzüge und barfuß in die Schneestiefel und bergüßten das Meereis voller Freude und Begeisterung! Aber auch mit einem bitteren Beigeschmack, denn 2019 ist das Jahr der zweitgeringsten Meereisausdehnung im Sommerminimum unserer Zeit. Für uns heißt das, dass wir noch deutlich weiter nach Norden müssen, um Eisschollen zu finden, die dick und stabil genug sind, um dem Vorhaben der Expedition stand zu halten. Und es heißt außerdem, dass wir den Klimawandel gerade mit unseren eigenen Augen sehen und diese Tatsache motiviert uns, das Beste aus unserer Zeit auf dem Schiff rauszuholen, um auf die Expedition und das fragile System der Arktis aufmerksam zu machen.

Nach einer langen und ausgiebigen Suche nach passenden Eisschollen wurde schließlich eine geeignete Bleibe für die Polarstern und das Messnetz bei 85°N gefunden. Da wir für das Messnetz verantwortlich waren, begannen wir direkt mit der Arbeit auf dem Eis. Um uns den Zugang zu Fuß auf das Eis zu ermöglichen, wurde eine „Gangway“ vom Schiff auf das Eis runtergelassen. Ein Kran hob die schweren Instrumente und Geräte auf das Eis, die anschließend von Schneemobilen auf der Fläche verteilt wurden. In der Distanz konnte man die Eisbärenwächter sehen, die ein wunderschönes Bild in der dauerhaften Dämmerung abgaben. Die Arbeit auf dem Eis bei -25°C ist aber auch nicht immer einfach: Anika Happe Unsere Haare und Wimpern sind gefroren und haben eine weiße Farbe angenommen. Präzise Arbeiten sind mit mehreren Schichten an Handschuhen sehr schwierig durchzuführen und auch das Bewegen über längere Distanzen mit bis zu 6 Lagen an Kleidung sind manchmal sehr ermüdend. Aber trotzdem war es für jeden von uns eine großartige Erfahrung auf dem Eis zu sein und das Messnetz schneller als der Zeitplan vorsah aufgebaut zu haben.

Nun bin ich Botschafterin der MOSAiC Expedition und hoffe, dass ich durch meine Projekte möglichst viele Menschen auf die großartige und wichtige Arbeit der Wissenschaftler vor Ort, das sensible System der Arktis und den Klimawandel aufmerksam machen kann. Ihr werdet bestimmt von mir hören! Wer noch mehr lesen möchte, kann sich gern die MOSAiC App holen und täglich über kurze Nachrichten informiert bleiben: follow.mosaic-expedition.org