Nach eineinhalb Jahren voller Proben war es am 07.09. 2018 endlich soweit: Die Premiere des heißersehnten Musicals „Little Shop of Horrors“ fand statt. Insgesamt gibt es acht öffentliche Vorstellungen, und vor allem für die Montag- und Mittwochvorstellungen sind noch Karten verfügbar. Warum es sich auf jeden Fall lohnt, hinzugehen, werde ich in diesem Artikel erklären. (Es sind trotzdem keine Spoiler enthalten!)
Ich bin eigentlich nicht jemand, der sich viele Musicals anschaut, deshalb war ich sehr gespannt, wie genau das Ganze eigentlich sein würde. Doch ich wurde definitiv alles andere als enttäuscht, im Gegenteil, es war super. Die Geschichte, die grundlegend auf dem Film von 1960 „Kleiner Laden voller Schrecken“, einem Musical (uraufgeführt 1982) und einem weiteren Film von 1986 (beide betitelt mit „Der kleine Horrorladen“), basiert, war sehr gut verständlich und spannend aufgebaut. Auch kleinere Kinder werden keine Probleme haben, mitzukommen, allerdings können sowohl die Pflanze als auch der Charakter des Zahnarzts für die ganz Kleinen zu gruselig sein.
Zum Aufbau der Story kann ich sagen, dass ich die zweite Hälfte noch aufregender als die erste fand. Das Ende kam sehr plötzlich, dies hat meiner Begeisterung aber keinen Abbruch getan.
Um alles, was zum Musical gesagt werden muss, zu erwähnen, werde ich das Ganze ein bisschen aufteilen und zum Schluss meinen Gesamteindruck nennen.
Es ist ganz schön schwer, etwas herauszupicken, womit ich anfangen kann, da alles miteinander zusammenhängt, also starte ich klassisch: mit den Schauspielern. Die beiden Hauptdarsteller verkörpern ihre Charaktere perfekt, während meiner Vorstellung gab es keinerlei Unstimmigkeiten. Der Zahnarzt ist so schön gruselig, dass es schon wieder lustig war, und auch der Ladenbesitzer war glaubwürdig gespielt. Die Drei Damen trugen zwar an sich nichts zur Geschichte bei, singen aber toll und sind schön übertrieben. Die Nebendarsteller, die mit ihren vielfältigen Rollen maßgeblich zur Intensität des Stückes beitragen, haben mich ebenfalls überzeugt, auch wenn 100 Dollar für ein paar Blumen vielleicht etwas zu viel des Guten waren .
Der Gesang aller Darsteller war extrem gut, wobei das Highlight sicherlich Zuzanna Choma, diesjährige Finalistin von „Dein Song“, als Verkörperung der Pflanze war, ihr Gesang hat den ganzen Saal umgehauen. Die Stimmen anderer Darsteller, natürlich auch die der Hauptdarsteller, waren sehr gefühlvoll und vermittelten perfekt die Stimmung, die für die jeweiligen Szenen gebraucht wurde. Das Vokalensemble unterstützte alle Sänger tatkräftig, und man bemerkte die Verstärkung, wenn es mitsang. Auch der Song kurz nach der Pause, der vom Vokalensemble alleine gesungen wurde, war toll und definitiv eines der vielen Highlights der Aufführung.
Damit einhergehend muss ich auf jeden Fall die Combo erwähnen, die toll gespielt hat und ohne die das ganze Musical nie möglich wäre.
Die Tänzerinnen lieferten jedes Mal, wenn sie die Bühne betraten, eine tolle Show ab, egal ob nun als Fangarme der Pflanze oder kaputte Puppen. Die Tänze waren abwechslungsreich gestaltet, und auch Requisiten oder verdeckte Gesichter waren kein Problem für sie.
Alle Kostüme waren passend zu den Charakteren gestaltet, und vor allem bei der riesigen Pflanze hat die Kostüm-AG sehr gute Arbeit geleistet. Sogar bei schwierigen Szenen für dieses Ungetüm waren keinerlei Probleme zu erkennen, auch wenn das Ganze so kompliziert war, dass es sogar drei Schauspieler benötigte, die Pflanze komplett darzustellen. Das muss echt anstrengend gewesen sein, die gesamte Aufführung dort drin zu stecken, wenn man wahrscheinlich nicht mal etwas sehen konnte. Auch die Kostüme für die Tänzerinnen sind gelungen, es gibt genau den richtigen Mix zwischen schlichten, aber auch detailverliebten Outfits.
Im Zusammenspiel mit den Kostümen muss natürlich auch die Maskenbildnerei erwähnt werden, die vermutlich sehr viel zu tun hatte. Die grundsätzliche Schminke musste natürlich genauso aufgetragen werden wie das grüne Gesicht für Zuzanna, das (für einen Tanz) verschmierte Make-Up der Tänzerinnen, oder der Bart des Ladenbesitzers. Auch das Frisieren darf in diesem Zuge nicht vergessen werden.
Enorm wichtig für den Gesamteindruck war auch das Bühnenbild, welches sehr einprägend war. Als Beispiel würde ich hier das Heruntergekommene des Ladens an sich nennen, aber auch die einstürzende Mauer oder Details wie die alte Kasse oder der Zahnarztstuhl waren perfekt für das Erschaffen einer Grundstimmung für die jeweiligen Szenen.
Insgesamt hatte aber auch die Technik einen extrem wichtigen und anspruchsvollen Part des Musicals, welcher bis auf ein am Ende nicht mehr funktionierendes Mikrofon reibungslos (für mich als Zuschauerin) funktioniert hat. Die Lichter wurden gut genutzt, um die wichtigsten Dinge in Szene zu setzen, und auch die Überbrückung der Umbauzeit war durch die Technik kurzweilig und lustig gestaltet.
Um abschließend noch einmal auf den Gesamteindruck zurückzukommen: Das Musical ist super. Vom Einstieg, über die beiden Hälften bis hin zu den grandiosen Zugaben. Durch die Knicklichter, die gegen eine Spende für den Abijahrgang von diesem verteilt werden, entsteht eine Atmosphäre, die nicht zu beschreiben ist. Das Zusammenspiel aus den verschiedenen Gruppen weist keinerlei Lücken auf, sodass die Vorstellung rundum gelungen ist. Deshalb hier noch einmal mein Appell: Wer noch keine Karten gekauft hat, sollte dies tun: Es lohnt sich!
Caroline Diekmann