Leitartikel: Schizophrenie – Wenn die Realität zu verschwimmen scheint

Eine Krankheit über die wir alle früher oder später schon gestolpert sind, Schizophrenie. Thematisiert und aufgebauscht von den Medien ist ein gewisses Halbwissen und vielleicht auch Interesse vorhanden. Aber Schizophrenie ist nicht nur das, es ist eine ernstzunehmende Krankheit, eine der schwersten psychischen Erkrankungen. Eine Schizophrenie kann die ganze Persönlichkeit auf den Kopf stellen und ein Leben durchwühlen.

Nun wissen wir vielleicht alle ein bisschen, aber es stellt sich die Frage, was ist Schizophrenie überhaupt? Schizophrenie zählt zu den Psychosen, eine Erkrankungsgruppe, bei der die eigene Wahrnehmung und das Erleben gestört sind. Betroffene leben sowohl in der Realität, als auch in einer von ihnen eingebildeten Welt, sie leiden also unter einer Bewusstseinsspaltung. Die Symptome treten aber nicht regelmäßig auf, sondern in Schüben und halten dann für eine gewisse Zeit an, bevor sie abklingen und vielleicht sogar ganz verschwinden. Genau das ist eine der verwirrenden Sachen an dieser Krankheit, es gibt kein einheitliches Krankheitsbild. Selbst bei ein und derselben Person zeigen sich im Verlaufe der Krankheit Unterschiede.

Wer ist denn nun aber betroffen und wo kommt das eigentlich her?

Betroffen sind unter 10.000 Menschen ca. 25, die Wahrscheinlichkeit schizophren zu sein liegt hierbei ungefähr bei 1 %. Wenn man nun aber zu diesen 1 % gehört wäre es gut zu wissen, wie entsteht sowas überhaupt?
Die Ursachen sind bis heute nicht genau geklärt, Wissenschaftler gehen davon aus, dass das Zusammenwirken von verschiedensten Faktoren die Entwicklung und Entstehung der Krankheit fördern. Betroffene sind gegenüber inneren und äußeren Reizen besonders empfindlich. Schon von Beginn der Erkrankung besteht eine besondere Verletzlichkeit, welche bei der Auslösung und Aufrechterhaltung der Krankheit eine Rolle spielt.
Zu den Ursachen oder Risikofaktoren der Erkrankung zählen zum einen die genetischen Faktoren. Es ist bewiesen, dass Personen mit an Schizophrenie erkrankten Verwandten mit einer Wahrscheinlichkeit von ca. 12 % selbst erkranken. Vererbung spielt aber nicht die einzige Rolle, es ist, wie gesagt, das Zusammenspiel vieler Einflüsse. Wichtig zu sagen ist aber, dass familiäre Einflüsse überhaupt nichts mit der Entstehung der Krankheit zu tun haben, auch Traumata oder andere Lebenseinflüsse nicht. Es gibt also niemanden, den man so wirklich für eine Schizophrenie verantwortlich machen kann.
Die Ursache ist auch im Gehirn zu suchen. In Studien konnten Veränderungen der Hirnstrukturen festgestellt werden. Im Gehirn laufen tagtäglich komplizierte Stoffwechselprozesse ab, an denen bestimmte Botenstoffe beteiligt sind. Eine Störung in diesem System, z. B. ein Ungleichgewicht der Botenstoffe kann Probleme in der Informationsbearbeitung hervorrufen, woraus Symptome der Schizophrenie folgen können. Einer dieser Botenstoffe ist das uns aus dem Biounterricht bekannte Dopamin, das Glückshormon. Patienten weisen außerdem Veränderungen unter anderem im limbischen System auf, welches für emotionales Verhalten verantwortlich ist.

Aber woran bemerkt man jetzt eine Schizophrenie? Es gibt gewisse Anzeichen. Eines davon sind Wahnvorstellungen, bei denen der Betroffene den Bezug zur Realität verliert. Er fühlt sich dauerhaft verfolgt, ist der Meinung, dass der Nachrichtensprecher im Fernsehen geheime Botschaften übermittelt oder wird größenwahnsinnig. Ein weiteres Symptom sind Halluzinationen. Dies passiert auf allen möglichen Ebenen, akustisch, Geruchs- und Geschmackshalluzinationen oder die bekanntesten – die optischen Halluzinationen. Verbreitet ist auch die formale Denkstörung. Hierbei wird der Ablauf des Denkens beeinträchtigt. Der Patient redet zusammenhangslos, umständlich und ohne jegliche Logik oder er erfindet dauernd neue Wörter und verliert mitten im Gespräch den Faden. Das Denken ist hier verlangsamt oder beschleunigt, was sich eben auch sprachlich bemerkbar macht. Um nur noch ein weiteres Symptom zu nennen, ist die Ich-Störung vielleicht noch erwähnenswert. Bei einer Ich-Störung verschwimmt die Grenze zwischen “Ich” und “Umwelt”. Dies tritt zum Beispiel in Erscheinung, indem einem die Umgebung seltsam künstlich vorkommt oder einzelne eigene Körperteile als fremdartig betrachtet werden.

Ist die Krankheit nun diagnostiziert, stellt sich die Frage: Ist das heilbar und wenn ja wie?
Erst einmal ist zu sagen, ja Schizophrenie ist behandelbar, dies ist manchmal aber gar nicht nötig. Da Schizophrenie viele verschiedene Auslöser hat, gibt es auch die unterschiedlichsten Wege es zu behandeln: Behandlung mit Medikamenten, Psychotherapie oder soziotherapeutische Therapie. Zur soziotherapeutischen Therapie werden die Fähigkeiten des Erkrankten gefordert, unter anderem bei Arbeits- und Beschäftigungstherapie.

Eine Heilung für Schizophrenie ist aber nicht möglich. Es ist therapierbar, aber einmal erkrankt muss der Betroffene damit sein Leben verbringen.

Wie sieht dieses Leben jetzt aus? Schizophrenie hat ein komplexes und vielfältiges Erscheinungsbild im Alltag. Es gibt die akute und die chronische Phase. Während der akuten Phase, hören die erkrankten beispielsweise Stimmen und leiden unter Wahnvorstellungen. In dieser Phase lehnen die Patienten jegliche Zuweisung eines Krankseins ab. Während der chronischen Phase leiden die Patienten unter Einschränkungen aller Art, sprachlich oder körperlich. Sie ziehen sich oft zurück, sind antriebslos und vernachlässigen ihr Äußeres.

Im Leben eines Schizophrenen kann zu jedem Zeitpunkt ein Schub einsetzten. Das heißt, dass die Symptome sich zeigen. Das Leben mit Schizophrenie ist hart, da es eben eine nicht heilbare Krankheit ist und jeden Tag Medikamente genommen werden müssen oder oft die Therapie besucht wird. Trotzdem sollte man versuchen sein Leben weiter zu leben. Mit einem guten Freundeskreis und Familie, die einen unterstützt, kann man mit der Krankheit ein erfülltes Leben führen. Auch wenn es Anstrengungen und viel Kraft kostet.

Irma Weyde